Jürgen Auerswald
Das Markierungsprogramm wurde wie bisher nach den Vorgaben der Beringungszentrale Hiddensee unter Verwendung von Uferreusen durchgeführt. Zum 25. Mal liegt damit eine weitere Ergebnisdarstellung der jährlich auftretenden Rallen und Limikolenarten unter Anwendung der wissenschaftlichen Vogelberingung für das Teichgebiet Dreba-Plothen vor.
Die erforderliche Ausnahmegenehmigung zur Durchführung des Programms gemäß § 26 Abs.1 ThürNatG wurde durch das Thüringer. Landesverwaltung-samt erteilt. Ebenso wurde die beantragte Wegebenutzungserlaubnis für die Mitarbeiter durch das zuständige Thür. Forstamt erteilt.
Wie im Vorjahr zeigten sich wiederholt hochsommerliche Temperaturen, wodurch im Teichgebiet besonders bei den großen Teichen mit bereits bestehenden Wasserdefiziten seit dem Winter weitere Teile abtrockneten. Damit bestanden für die Watvögel im Teichgebiet an mehreren Gewässern Rastmöglichkeiten, die sich zwangsläufig negativ auf die Effizienz des Vogelfangs auswirkten. Dazu kam ein verfehltes Wassermanagement, was zur Verschlechterung des Lebensraums der TGA 4 führte. Die Folge war ein Bestandsrückgang der Wasserralle von ca. 70 % und Totalverlust des Tüpfelsumpfhuhns!
Künftig ist unbedingt darauf zu achten, dass die jährlich frühzeitig einzustellenden Wasserstandshöhen als Voraussetzung für die Rastmöglichkeiten auftretender Limikolen sowie des Brutplatzangebots für aquatisch geschützte Arten naturschutzfachlich abgestimmt werden. Diese sind auch Gegenstand des bestehenden Pachtvertrages und Vorgaben des Managementplans für das FFH- Gebiet.
In der Zeit vom 18.04.- 12.05. und 10.07.- 06.10.2020 waren die Reusen am Fangplatz fangbereit, 56 Tage waren davon effektiv.
Ab 06. Aug. konnte durch Duldung des Fischereibetriebes Holstein in der unbewirtschafteten TGA 8 einige Uferreusen aus der TGA 3 umgesetzt werden, die das Beringungergebnis positiv beeinflussten, wofür vielmals zu danken ist. Deshalb fällt das Gesamtergebnis im nun schon 25. Untersuchungsjahr nicht ganz so negativ aus.
Mit Ablauf dieser Fangperiode endet meine Zeit als Projektleiter. Deshalb möchte ich an dieser Stelle all denen herzlich danken, die über Jahre hinweg hilfsbereit Unterstützung gaben und dabei Einblicke in die faszinierende Welt der Schnepfenartigen bekamen, die sicher für die Beteiligten unvergesslich sein werden. Die erbrachten Ergebnisse zur Phänologie der Limikolen haben unseren Wissensstand zum Auftreten dieser Artengruppe erheblich erweitert und sind Zeugnis für die Bedeutung dieses aquatischen Lebensraums.
Bemerkenswert war das gegenüber 2019 verstärkte Auftreten der Grünschenkel im Teichgebiet von 24% und der Kampfläufer von 26% bei Verdopplung der Individuenstärke. Das extrem schwache Zuggeschehen des Vorjahres beim Bruchwasserläufer wiederholte sich nicht, sondern entsprach dem durchschnittlichen Niveau, mit auffälligen Frühjahrszug.
Kampfläufer Philomachus pugnax
Erstes Auftreten der Kampfläufer am Fangplatz im Frühjahr zwischen 08.04. bis 11.05. mit 38 Nw, der Wegzug begann weitgehend zeitgleich am 27.06. mit den Altvögeln, dem ein vergleichsweise starker Jungvogelzug folgte und mit 2 Ind. am 25.09.2020 endete.
Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula
Frühjahr: Kurzes Vorkommen in geringer Individuenzahl vom10. 05. bis 16.05. mit max. 3 Ind. Selbiges blieb im Vorjahr aus.
Herbst: Zwischen 02.08. und 26.09. 18 Datensätze mit 1 bis 6 Ind., wovon 17 Nw aus der TGA 7 stammen, am 18.08. einmal 2 Ind. auf dem Kiesdamm im Kohlungsteich.
Kiebitz Vanellus vanellus
Die ersten Kiebitze traten am 02.03. in der TGA 3 auf. Alle Vorkommen bis Ende 1. April-Dek. im einstelligen Bereich. Am 12.04. insgesamt 13 Ind., davon 1 P balzend.
Zwischenzug im Juli unauffällig mit max 14. Ind., im Spätsommer/ Herbst mit ca. 160 Ind. (TGA 8) etwas ausgeprägter als im Vorjahr.
Grünschenkel Tringa nebularia
Frühjahrszug vom 08.04. (14 Tage früher) bis 19.05. mit max.16 Ind.; der Wegzug mit deutlich größerer Ansammlung vom 24.06. bis 12.09., max. 9 Ind. am 17.08. in der TGA 8. Bemerkenswert dabei, dass von 171 vorliegenden Datensätzen zu der Art 48% der Nw auf der TGA 3 und TGA 8 erbracht wurden.
Bruchwasserläufer Tringa glareola
Frühjahr: Beginnend 15.04. bis 23.05. mit max. ca. 60 am 03.05. in der TGA 8.
Wegzügler traten bereits am 24.06. bis 27.09. in der TGA 8 auf, max. 80 Ind. am 13.08. und damit stärker ausgeprägt gegenüber 2019 (max. 31). Aüffällig der geringe Anteil der Altvögel.
Der erste Fang eines ad. Bruchwasserläufers am 11.07. und der Wegzug der Jungvögel am 03. 08. beginnend. Die letzte Beringung eines solchen erfolgte am 06.09. in der TGA 8.
Zu Beringungen kam es im Frühjahr/Herbst an 11/19 effektiven Tagen durch 42/45 Fänge und damit waren diese wie selten in beiden Perioden 2020 ziemlich ausgeglichen.
Bekassine Gallinago gallinago
Die Rastbestände der Bekassine sind als überdurchschnittlich zu bezeichnen.
Phänologie der Bekassine Gallinago gallinago nach der Beringung 2020 (n=87).
Erster Fang einer dj. Bekassine am 19.07. während der erste Altvogel am 04.08. beringt wurde.
Mit 94 Beringungen der Bekassine liegt das Fangergebnis nahe des Vorjahres, als 99 Ind. markiert wurden.
Maximal 8 Beringungen an einem Fangtag (30.08.2020).
60 Bekassinen hatten 14 Schwanzfedern, was der angegebenen Nominatform entspricht, 9 Bekassinen dagegen 12 Schwanzfedern.
Der leichteste Vogel (ad.) hatte ein Ankunftsgewicht am 09.08. von 93,2 Gramm und ein dj. am 29.09. von 82,1 Gramm.
Das Maximalgewicht einer ad. Bekassine vom 15. 09. betrug 137,3 Gramm.
Aus n=86 ergab sich ein Durchschnittsgewicht von 103,7 Gramm. Im Vorjahr betrug das Durchschnittsgewicht 97,1 Gramm, wobei keine Unterschiede der Fangzeiten berücksichtigt wurden.
Waldwasserläufer Tringa ochropus
Frühjahr: An neun Beobachtungstagen mit max. 10 Ind. (29.03. bis 19.04.) schon fast traditionell wieder wenig Heimzügler am Fangplatz TGA 3, davon 2 Fänglinge.
Wegzügler traten ab 07.07. an 3 BT auf mit nur 11 Ind. auf (TGA 3). In den Folgemonaten fehlte die Art ebenda. Daraus könnte sehr schwaches Zuggeschehen geschlußfolgert werden, doch dem ist nicht so, denn an der nahe gelegenen TGA 8 in dieser Teichgruppe, konnten von Mitte Juni bis Ende September an 34 BT Bruchwasserläufer beobachtet werden, ein Indiz unterschiedlicher Lebensraumqualität.
Das Bsp. zeigt den Einfluß des Wassermanagements auf die Habitatpräferenz in der TGA 3, welches nur durch jährliche Anpassung an die Umwelt- bedingungen zur Sicherung der Rast- und Nahrungsflächen zu erreichen ist.
Die Art trat an 45 Beobachtungstagen am Fangplatz (TGA 8) mit insgesamt 91 Ind. auf.
Am 03. Aug. erfolgte die erste Beringung eines Jungvogels, zum Fang ad. Vögel kam es nicht.
Es gelangen insgesamt 31 Wiederfänge.
Bekassine Gallinago gallinago
Von 11 Bekassinen liegen Kurzzeitwiederfänge vor, diese nach je 2x2, 1x4, 8, 16, 17, 22, 36, 37, 41 und 42 Tagen.
Der Ringvogel NA 189418 dj. wurde zwischen 29. Sept. und 05. Okt. 3x kontrolliert.
Bruchwasserläufer Tringa glareola
Vier Wdfg. nach je 1, 17, 18 und 21 Tagen.
Wasserralle Rallus aquaticus
Aufgrund der unzureichenden Habitatbedingungen wurden nur LA019241 als Brutvogel wiedergefangen und zwar nach 327, 365, 371 und 385 Tagen. Mit der Beringung als dj. Wasserralle am 19.08.2019 ist gesichert, daß diese Ralle ihren Erbrütungsort wiederfand. Zu dj. Kontrollfängen kam es nicht.
Eigener Langzeitwiederfang
Ein sehr bemerkenswerter Wdfg. am Beringungsort gelang am 12.07.2020 nach 3287 Tagen. Die Beringung des Bruchwasserläufers erfolgte am 13.07.2011 ebenda bereits als Altvogel.
Art | Anzahl 2019 | Anzahl 2020 |
Alpenstrandläufer Caldiris alpina | 5 | 1 |
Bachstelze Motacilla alba | 60 | 79 |
Bekassine Gallinago gallinago | 99 | 93 |
Bergpieper Anthus spinoletta | 0 | 2 |
Blaukehlchen Luscinia svecica | 0 | 3 |
BruchwasserläuferTringa glareola | 22 | 87 |
Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus | 3 | 8 |
Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus | 2 | 1 |
Flußregenpfeifer Charadrius dubius | 5 | 10 |
Flußuferläufer Actitis hypoleucos | 8 | 6 |
Gebirgsstelze Motacilla cinerea | 2 | 2 |
Kampfläufer Philomachus pugnax | 1 | 8 |
Krickente Anas crecca | 3 | 7 |
Lachmöwe Larus ridibundus | 1 | 0 |
Reiherente Aythya fuligula | 1 | 0 |
Rohrammer Emberiza schoeniclus | 1 | 29 |
Rotschenkel Tringa totanus | 1 | 0 |
Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula | 4 | 1 |
Stockente Anas plathyrhynchos | 18 | 5 |
Tafelente Aythya ferina | 3 | 0 |
Teichhuhn Galinula chloropus | 10 | 1 |
Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus | 140 | 109 |
Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana | 2 | 1 |
Waldwasserläufer Tringa ochropus | 14 | 5 |
Wasserralle Rallus aquaticus | 23 | 10 |
Wiesen-Schafstelze Motacilla flava |
71 | 87 |
Zitronenestelze Motacilla citreola | 0 | 1 |
Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus | 3 | 0 |
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 564 Vögel in 27 Arten beringt.
Dank
Für die erneute Unterstützung bei der Reparatur der Netzteile, Materialtransport, Vorbereitung des Fangplatzes und den erforderlichen Reusenkontrollen selbst ist folgenden Beringern und Beringungshelfern herzlich zu danken: Doreen Drehmann, Enrico Lux, G. Lanin, S. Lorenz, Bernd Rebhan, Bernd Riehmer, Fanny Schwesig, Nadine Schwesig, Frank Seidemann, Magnus Herzog, Horst Nagler, Dr. Volker Vopel.
Familie Stöhr aus Wannweil (BW) engagierte sich wieder durch intensive Reusenbetreuung zwischen 05. und 14.08.2020, wofür vielmals zu danken ist.