Jürgen Auerswald
Das Markierungsproramm unter Verwendung von 25 Uferreusen wurde nun zum 23. Mal in Folge nach den Festlegungen der Beringungszentrale Hiddensee durchgeführt. Um den langjährigen Rastplatz im Südwesten des Naturschutzgebietes für die Heimzieher zu optimieren, wurden Anfang April Staubretter am Teichmönch des betroffenen Gewässers gezogen, um dadurch frische Schlamm- und Nahrungsflächen für die Watvögel bereit zu stellen. Das ablaufende Wasser gelangte so in das angrenzende Fischereipachtgewässer.
Die Fangperiode während des Heimzuges dauerte 13 Tage, zwischen 03.05. und 15.05.2018.
In der Folgezeit hielten sich auf dieser Fläche weiterhin Kiebitze und Flussregenpfeifer auf, die ein brüten wahrscheinlich machten. Die vorgesehene Überstauung der Fläche, um den jährlich aufkommenden Pflanzenaufwuchs zu erschweren, unterblieb demzufolge, da die Belange des Artenschutzes vorrangig sind. Um den Grünlandaufwuchs im Frühjahr auf der Fläche dennoch zu minimieren, wurden zum zweiten Mal in Folge Zwergrinder zur Beweidung eingesetzt.
Bei den Versuchen der Beweidung der Teichflächen wurde deutlich, dass die Rinder die Binsen als Futterpflanze eher meiden. Deshalb erfolgte die Bearbeitung der Teichbinse mit dem Balkenmäher, da diese in letzter Zeit intensiver auftritt.
Der Kiebitz wurde wiederholt beim Drehen einer Nestmulde beobachtet, weitere Bruthinweise gab es jedoch nicht. Die häufig vorgetragenen Balzflüge der Flussregenpfeifer, zeitweilig waren bis zu 5 Ind. anwesend, führten jedoch nicht zum Fund eines Brutplatzes. Allerdings wurde eine Eischale auf einem angrenzenden Gewässerdamm gefunden, die der Art zuzuordnen war.
Die Fangperiode des Wegzuges begann am 13.07. und endete am 19.10.2018 nach 70 Tagen, davon waren 67 Tage effektiv. Erste Vögel auf dem Wegzug wurden am 14.07.2018 aus den Fanggeräten, die letzten am 14.10.2018 entnommen.
Zu Beginn des Herbstzuges bestand über Wochen hochsommerliches Wetter, wodurch zum einen die Algenbildung gefördert wurde und zum anderen größere Flächen in der Folgezeit trockenfielen, was sich negativ auf das Rastplatz- und Nahrungsangebot auswirkte. Auffällig war zu Beginn der Zeit das überdurchschnittliche Auftreten von Kampfläufern, deren anhaltende Fluktuation aufgrund der unterschiedlichen Prachtkleider der Männchen gut zu erkennen war.
Erwähnenswert ist auch der Aufenthalt (9 Tage) von 1-3 Brachvögeln, den es so in der Vergangenheit noch nicht gab. Normalerweise ziehen diese Vögel rasch überhinweg oder verweilen im Gebiet nur kurz. Der große Algenteppich hatte offenbar ein reichhaltiges Nahrungsangebot, denn die Brachvögel traten hier regelmäßig auf. Im August fielen durch die extrem anhaltende Sommerperiode große Teile des Fangplatzes trocken (siehe auch Titelbild).
In den Teichen verdunstete das Wasser so stark, sodass der Wasserpegel um ca. 55 cm fiel. Dadurch entstanden gleichzeitig an allen Teichen Flachwasserzonen, dementsprechend verteilte sich das Zuggeschehen auf die gesamte Teichplatte.
Kampfläufer Philomachus pugnax
Erste Zugbeobachtungen der Kampfläufer im Frühjahr zwischen 14.04. bis 12.05., der Wegzug begann am 27.06. und endete mit 2 Ind. am 19.09.2018. Ein erster weiblicher ad. Heimzügler wurde am 07.05. beringt, am 08.05. hielten sich max. 38 Ind. am Fangplatz auf.
Kiebitz Vanellus vanellus
Die erste Ansammlung von Kiebitzen trat am 27. Juni im Gebiet Sommergehau /TGA auf. Die Truppstärke des Zwischenzugs lag zwischen 8 und 32 Ind., 5 dj. Vögel wurden davon beringt. In der ersten Aug.-Dekade lief der Durchzug aus.
Bruchwasserläufer Tringa glareola
Während des Heimzuges(21.04. bis 15.05.) wurden an 8 effektiven Tagen 15 Ind. gefangen.
Der erste Jungvogel während des Wegzugs dann am 20. Juli, maximal 12 diesjährige Individuen wurden am 27. Juli beringt. Am gleichen Tag wurde der letzte adulte Bruchwasserläufer gefangen. Zu Beringungen kam es an 16 effektiven Tagen.
Zwei diesjährige Vögel dann letztmalig am 21. Aug., womit der Wegzug 20 Tage früher gegenüber dem Vorjahr beendet war.
Bekassine Gallinago gallinago
Die Rastbestände der Bekassine lagen unter den Werten der letzten Jahre. Erster Fang einer dj. Bekassine am 17.07.2018.
Maximal 4 Beringungen an einem Fangtag (05.08.2018).
Der Anteil der Nominatform, die mit 14 Schwanzfedern angegeben wird, betrug 95,5%, drei Bekassinen hatten 12 Schwanzfedern (4,3%).
Der leichteste Vogel hatte ein Ankunftsgewicht am 04.10. von 75,7Gramm. Vermutlich hatte diese Bekassine bereits eine weite Zugstrecke absolviert. Aus n=34 ergab sich ein Durchschnittsgewicht von 91,9 Gramm, wobei keine Unterschiede der Fangzeiten berücksichtigt wurden.
Das Maximalgewicht einer Bekassine vom 06. 08. betrug 110,9 Gramm.
Die Oktoberfänge erreichten nur ein Durchschnittsgewicht von 81,9 Gramm.
Waldwasserläufer Tringa ochropus
Auffällig war der ab Mitte Juli einsetzende Jungvogelzug, von denen 20 Ind. beringt wurden. Die Art trat an 17 Beobachtungstagen am Fangplatz mit insgesamt 74 Ind. auf.
Die Bekassine mit Ring-Nr. NA 189073 ging das 3. Mal in Folge seit (2016-2018) in eine Reuse. Auf die Bildung einer gewissen Rastplatztradition in unserem Naturschutzgebiet wurde in der Vergangenheit schon hingewiesen.
Genau von dieser Schnepfe gelang dazu erstmals der Nachweis, dass es an dem Rastplatz zur Teilmauser des Großgefieders kam. Ob ein derartiger Nachweis ein Einzelfall bleibt oder sich derartiges wiederholt, wird u.a. von dem weiteren Habitatmanagement des Feuchtgebietes/ Lebensraumangebots sowie intensiver Vogelforschung/Fortführung der Beringungstätigkeit abhängen, die sonst nicht zu erbringen ist.
Wasserralle Rallus aquaticus
Ein als dj. beringter Vogel wurde nach 367 Tagen am BO kontrolliert. Damit kam die Wasserralle an ihren Geburtsort zurück.
Beachtlich ist, dass nun seit Beginn dieses Beringungsprogramms im Jahr 1996 insgesamt vier Nachweise vom erneuten Auftreten hier markierter Wasserrallen vorliegen. Neben dem o.g. Jungvogel betreffen die drei anderen Ind. adulte Vögel. Zwei davon wurden hier jeweils 2012 gekennzeichnet und
2014 nach 629 Tagen und 711 bzw. 713 Tagen kontrolliert und eine weitere 2016 beringte Wasserralle nach 305 Tagen im Mai 2017 erneut wiedergefangen, wobei es sich möglicherweise um ansässige Brutvögel handelte.
Bekassine Gallinago gallinago
Von 4 Bekassinen gelangen Kurzzeitwiederfänge, diese nach je 6, 9, 11 und 43 Tagen.
Waldwasserläufer Tringa ochropus
Die Art wurde nach 1, 4, 5 und 13 Tagen erneut kontrolliert.
Flussuferläufer Actitis hypoleucos
Ein Wiederfangeines dj. Vogels nach 4 Tagen am BO.
Wasserralle Rallus aquaticus
Einzelne Wasserrallen wurden 3, 4, 6 und 8 Tagen nach der Beringung am BO kontrolliert.
Ein ad. Flussregenpfeifer mit der Ring Nr. 617231 N. MUSEUM PRAHA wurde am 09.05.2018 und nochmals auf dem Wegzug am19.08.2018 kontrolliert.
Aus den Beringungsdaten des Nationalmuseumsgeht hervor, dass der diesj. Vogel am 01.08.2015 bei Senetin, Kutna Hora 271 km entfernt beringt wurde.
Art | Anzahl |
Bachstelze Motacilla alba | 91 |
Bekassine Gallinago gallinago | 39 |
Blaukehlchen Luscinia svecica | 2 |
Bleßhuhn Fulica atra | 1 |
BruchwasserläuferTringa glareola | 72 |
Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus | 3 |
Flußuferläufer Actitis hypoleucos | 7 |
Kampfläufer Philomachus pugnax | 4 |
Kiebitz Vanellus vanellus | 5 |
Knäkente Anas queruedula | 3 |
Knutt Calidris anutus | 1 |
Krickente Anas crecca | 3 |
Rohrammer Emberiza schoeniclus | 10 |
Rohrschwirl Locustella luscinoides | 1 |
Rothänfling Carduelis cannabina | 17 |
Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus | 9 |
Steinwälzer Arenaria interpres | 1 |
Stockente Anas plathyrhynchos | 5 |
Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus | 4 |
Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana | 3 |
Waldwasserläufer Tringa ochropus | 21 |
Wasserralle Rallus aquaticus | 12 |
Wiesenschafstelze Motacilla flava |
116 |
Zilpzalp Phylloskopus collybita | 2 |
Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus | 1 |
Zwergstandläufer Calidris minuta | 1 |
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 434 Vögel in 26 Arten beringt.
Dank
Für die erneute Unterstützung bei der Reparatur der Netzteile, Vorbereitung des Fangplatzes und der erforderlichen Reusenkontrollen selbst ist folgenden Beringern und Beringungshelfern herzlich zu danken: Enrico Lux, Doreen Drehmann, Nadine Schwesig, Reinhard Schwesig, Jan Hünniger, Gunter Neumeister, Bernd Rebhan, Anja Rügauf, Karin Rügauf, Frank Seidemann, Magnus Herzog, Horst Nagler, Volker Vopel, Willi Wille.
Ein besonderer Dank gilt Familie Conny und Rainer Stöhr aus Wannweil (Baden-Württemberg), die wieder für 10 Tage Quartier in der Finkenmühle bezogen, um für diesen Zeitraum die Reusen zu betreuen.
Gern zu würdigen ist auch eine Sachspende der Firma MRS - Haustechnik - Service – GmbH mit Sitz in Holzmaden, Lkrs. Esslingen (BW) für die Funktionsfähigkeit der Fanggeräte.